Bryzant Games
Zeit für etwas riskantere Spielchen: Let’s play Bryzant Games! In seiner typisch lockeren, grenzenlos offenen Art schlägt der Definition Records-Labelboss Christian Fischer erneut zu, in dem er lässig eine brandneue Folge seiner Definition von Maximum Sound aus dem Ärmel schüttelt. Offenherzig erkundet er die äußeren Limits des elektronischen Musik-Universums, aber es bleibt euch überlassen, wohin die Reise gehen soll: auf den Floor oder in die Extreme! You choose! Ob ihr nun Techno, Electro oder Minimal vorzieht, dessen Spektrum von kraftvollem Floorflutter bis zu melodischen Meltdowns reicht, spielt keine Rolle: “Bryzant Games” hat von allem etwas. Die vielfarbigen Hemisphären der elektronischen Dancemusik ausleuchtend, vollbringt Christian, der stärker und zuversichtlicher als je zuvor klingt, das magische Kunststück, stilistischen Konventionen und Stereotypisierungen ein Schnippchen zu schlagen, um bedingungslose Musikalität zuzulassen. Auf angenehm unvoreingenommene Art und Weise in den Party-Kosmos der mannigfaltigen Möglichkeit eintauchend, beweist der galante Fischer mit seinem neuen Longplayer große musikalische Reife und reflektiert bereitwillig sein weitgefächertes Spektrum. Sich mal wieder selbst übertreffend, geht der ostdeutsche Labelbetreiber/Produzent/DJ die eklektischten Kooperationen ein, zum Beispiel mit der deutschen Hip-Hop-Sängerin Sabrina Setlur oder den UK-Techno- und Breaks-Heroen Slam und Hybrid, und die Resultate verblüffen. Electroartige Vocaltechnotracks à la “Bitch” wetteifern mit groovy Electrohouse-Workouts, die dank ihrer exzellenten Minimalsound-Ästhetik heraustehen, und reduzierte Strukturen werden mit funky Samples aufgedonnert -- es ist auf Fischers großartige Fähigkeit zurückzuführen, das alles zu einem smoothen Ganzen zusammenschmilzt. Ein szenisches Fenster öffnend, das einem weite Sicht über gigantische Keypad-Landschaften von exuberanter Lieblichkeit gewährt, rekreiert er den melodischen Unterton von Detroit, in dem er sich in einem Überfluss von Strings und sparklenden Keys verliert (wie bei “Chiffre” und “Advanced Panorama” demonstriert). Doch zuerst wird die absolute Rationalität des Techno zelebriert, der Original-Fischer-Sound, der am Anfang des Albums die Szene setzt, um dann in Vocal-gesteuerte, housige Dimensionen abzudriften, in denen Disco in Mainstage-Manier wiederbelebt wird. Tricks, die ein erfahrener Resident-DJ wie Fischer geschickt anwendet, auch, um einer komplexen Crowd das zu bieten, was sie wollen, in dem er sie mit den eigenen Erwartungen konfrontiert, dabei doch das Allzuoffensichtliche vermeidet und dabei doch unglaublich eingängig klingt -- all dies gleichzeitig. Das Konzept der “Bryzant Games” ist so einfach, wie es logisch ist. Die sechzehn frischen, aufregenden Tracks sind auf vier in verschiedenen Soundfarben thematisch gestaltete EPs aufgesplittet, um die jeweilige Audienz anzusprechen. In einer Vinyl Box kommend, reichen die Flavours von Crazy-Club-Tunes über überwältigende Stageburner bis zu mehr eklektischen Elektrosounds -- „Bryzant Games“ hat jedem etwas zu bieten. Es war ein tolles Jahr für den in Leipzig geborenen und aufgewachsenen Christian Fischer, der schon seit geraumer Zeit nichts anbrennen lässt: Seine “Clubtech Panorama”-Mixcompilation, soeben erschienen und gefeiert, wurde direkt vom nächsten Release übertroffen, dem ersten Deckmonsters-Album ever. Produziert mit dem brasilianischen Superstar DJ Murphy, sein perfektes Counterpart, touren die beiden unzertrennlich die größten europäischen Musikfestivals, um die komplett erstaunten Zuschauer mit ihren Turntabletricks zu faszinieren. Unglaublich, dass Fischer, immer vorne mit dabei, ohne jemals den Spirit zu verlieren, noch Zeit im Studio hatte, um sein erstes eigenes Album fertigzustellen. “Bryzant Games” ist ein faszinierendes Danceepic, das das pumpende Herz einen Sprung machen lässt oder zwei. Game over.